Begrüßung: Heinz Tölle von der Aktionsgemeinschaft Heiden, Burkhard Meier und Dr. Martin Dutzmann (von links) hießen 250 Orgelsommer-Gäste im historischen Pfarrgarten willkommen.

Eindrucksvolle Kirchanlage

250 Gäste beim Orgelsommer-Auftakt in Heiden

Kreis Lippe/Lage-Heiden. „Das Konzept des Orgelsommers ist ebenso einfach wie genial: Die Nachmittagsveranstaltungen mit Kuchen, Konzerten und Führungen sprechen Leib, Seele und Geist gleichermaßen an.“ Für Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann ist die Mischung von Kultur, Kaffee und Geschichte das Erfolgsrezept des Lippischen Orgelsommers, dessen diesjährigen Auftakt am Sonntag, 18. Juli, 250 Gäste in der Dorfkirche Heiden erlebten. Eingeladen hatten als gemeinsame Veranstalter der Lippische Heimatbund und die Lippische Landeskirche.

Burkhard Meier, Historiker und Geschäftsführer des Lippischen Heimatbundes, erinnerte daran, dass nach dem Premierenjahr 2006 der Orgelsommer jetzt seine fünfte Auflage erlebe und bereits zum dritten Mal in Heiden eröffnet werde. Diese Ausnahmestellung Heidens sei gerechtfertigt, weil die imposante und in ihren Ursprüngen etwa 1000 Jahre alte Kirche in der Tat eine Besonderheit darstelle.
Neueste Forschungen könnten möglicherweise jetzt die Frage beantworten, warum ausgerechnet im kleinen Heiden im Verhältnis zur Dorfgröße eine so eindrucksvolle Kirchanlage errichtet worden sei, berichtete Meier. Das von der Historikerin und Sprachwissenschaftlerin Dr. Birgit Meineke Anfang Juli 2010 vorgestellte Buch „Die Ortsnamen des Kreises Lippe“ könne dazu beigetragen, die erste urkundliche Erwähnung Heidens vielleicht vorzudatieren vom Jahr 1151 ins Jahr 815. Dr. Meineke stelle die These auf, dass die um 815 im Zuge der karolingischen Sachsenmission erfolgte Klostergründung „Hethis“ identisch sei mit Heiden.
„Hethis“ sei wenige Jahre später zugunsten des Klosters Corvey aufgegeben worden. Die vom zwischen 1009 und 1036 amtierenden Bischof Meinwerk (Paderborn) mutmaßlich angeregte Heidener Kirchengründung habe vielleicht an die damals noch bekannte „Hethis“-Tradition anknüpfen wollen. Dieser Zusammenhang könne, so Meier, die lange gesuchte Erklärung sein für den um das Jahr 1000 erfolgten, recht stattlichen Neubau des Heidener Gotteshauses. Stück um Stück wurde diese einschiffige romanische Gewölbekirche in den folgenden Jahrhunderten zu einer dreischiffigen spätgotischen Hallenkirche erweitert. Der im Jahr 1380 vollendete vieleckige Chorraum bildete den Abschluss des Werkes.
Die Heidener seien sicherlich stolz gewesen auf ihre Kirche, deren Inneres sie mit Wandmalereien und anderen Ausstattungsstücken schmückten. Es sei „ein unbeschreiblich großer Glücksfall“, so Meier, dass einige aus vorreformatorischer Zeit stammende Elemente, z.B. der gemalte Apostelzyklus und das Tabernakel (Sakramentnische) im Chorraum, die Zeiten überdauert hätten.
Nach dem Vortrag lud der historische Pfarrgarten zu Kaffee und Kuchen im Freien ein. Ehrenamtliche Helfer der ev.-ref. Kirchengemeinde und der Aktionsgemeinschaft Heiden bewirteten die Gäste. Das anschließende Konzert mit Orgelwerken von Louis-Nicolas Clérambault, Johann Sebastian Bach und Max Reger gestaltete Organist Johann-Ardin Lilienthal, der die 1973 installierte Jehmlich-Orgel mit ihren 1360 Zinn- und Holzpfeifen erklingen ließ.
Der nächste Orgelsommer-Termin mit Führung, Kaffeetafel und Konzert ist Sonntag, 25. Juli. Treffpunkt für die Führung ist um 15 Uhr die ev.-ref. Kirche Alverdissen (Stadt Barntrup, Schloßstraße). Weitere Informationen auch unter www.lippische-landeskirche.de .

21.07.2010