Kunsthistorikerin Gerlinde Volland vor dem Lichtbild der ersten Gärtnerinnen in Hosen.

Wasserspiele und Skulpturen

Gärten waren Thema auf dem Frühjahrstreffen der Frauenkreise

Kreis Lippe/Lemgo. Das Frühjahrstreffen der Frauenkreise im kirchlichen Zentrum der Stiftung Eben-Ezer fand mit 120 Besucherinnen großen Anklang. Im Mittelpunkt standen „Die Gärten der Frauen“. Eingeladen hatte die evangelische Frauenarbeit unter der Leitung von Monika Korbach. Pfarrerin Annette Wolf, die aus gesundheitlichen Gründen die landeskirchliche Frauenarbeit verlässt, wurde feierlich verabschiedet.

Die landeskirchliche Bildungsreferentin Monika Korbach und der ehrenamtliche Leitungskreis der evangelischen Frauenarbeit hatten sich einiges für den Abend einfallen lassen. Barbara Mattke, Mechthild Storkebaum, Marlies Steffestun, Iris Kruel und Pfarrerin Susanne Tono bereicherten den Abend mit Sketchen und Liedern. Bei einer „Gartenerhebung“ wurde deutlich, dass die Gärten von heute mehr der Entspannung und Kontaktpflege als der Ernährung dienen. Im Mittelalter wiederum wurden sowohl Nutz- als auch Zierpflanzen angebaut, eine besonders wichtige Rolle spielten Heilkräuter, erfuhren die Gäste von der Bielefelder Kunsthistorikerin Gerlinde Volland. Sie sprach über „Die Gärten der Frauen – Fürstinnen, Bürgerinnen und Bäuerinnen und ihre Rolle in der Geschichte der Gartenkultur“. Spannend über die Jahrhunderte sei die Frage, wer die teilweise auch schwere Gartenarbeit ausführen musste; auch wenn Frauen nicht selbst Hand anlegten bzw. anlegen durften, seien sie doch maßgeblich an der Gestaltung von Gärten beteiligt gewesen. Während Frauen ihre jeweilige Gartenkultur sozusagen durch Heirat friedlich exportierten, hätten Männer fremde Pflanzen von Kriegszügen mitgebracht. Gerlinde Volland erläuterte weiterhin, dass auch Frauen ihre Gärten so zu gestalten wussten, dass sie durch Wasserspiele, Skulpturen oder bunten Kies nicht nur in der warmen Jahreszeit attraktiv waren. Erst Ende des 18. Jahrhunderts gab es erste Gartenbauschulen als Berufsperspektive für unverheiratete Frauen mit harten Auseinandersetzungen um die Frage, ob Frauen Hosen tragen dürfen. Erst ab 1920 durften Frauen Gartenarchitektur studieren. Gerlinde Volland, Mitglied im Netzwerk „Frauen in der Geschichte der Gartenarchitektur“, bekam viel Applaus für ihren informativen Vortrag. Stehende Ovationen erhielt Annette Wolf für ihren Einsatz in der Frauenarbeit. „Saat und Ernte sind Gottes Geschenk und unsere Verantwortung“, betonte die scheidende Pfarrerin und ergänzte: „Alles hat seine Zeit, wir müssen lernen darauf zu achten, was gerade dran ist und neue Fruchtbarkeit suchen auf dem Weg zur Reife der Seele.“ Barbara Mattke sprach im Namen aller Anwesenden tiefes Bedauern über das Ausscheiden von Wolf aus: „Du hast Dir die Inhalte und Ziele der Frauenarbeit zu eigen gemacht, niemand verstand es, so achtsam und einfühlsam Lebens- und Frauenfragen auszusprechen und die Sprache der Bibel so verständlich zu vermitteln.“ Mattke betonte, dass Wolfs Wunsch, die Arbeit möge Früchte tragen und gut weiter geführt werden, in Erfüllung gehe, da Susanne Tono die Aufgabe übernehme. Tono ist Pfarrerin in der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Stapelage-Müssen und hat sich bereits über Monate ehrenamtlich mit den neuen Aufgaben vertraut gemacht.

18.05.2010