Gegen die Verunglimpfung von Muslimen

Lippische Landeskirche wirbt für friedliches Miteinander

Kreis Lippe. Kurz vor der Landtagswahl fallen auch in Lippe neben den Wahlplakaten der demokratischen Parteien zahlreiche Plakate von Pro NRW auf. Diese Gruppierung baut gezielt ein Feindbild Islam auf und macht pauschal Muslime verantwortlich für die sozialen Probleme in Deutschland. Gegen die Verunglimpfung von Menschen muslimischen Glaubens haben Landeskirchen und Bistümer in NRW mit einem gemeinsamen Wort Stellung bezogen, dem sich Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann für die Lippische Landeskirche anschließt.

Dr. Dutzmann, warum muss sich die Kirche mit Pro NRW beschäftigen?
Vor allem deshalb, weil diese Partei Vorurteile schürt. Pro NRW will den Islam und die Muslime für alles verantwortlich machen, was in unserem Land falsch läuft. Diese Gruppierung positioniert sich als Teil einer europäischen Bewegung rechter Parteien, die den Anti-Islamismus als ihr Thema entdeckt hat. Und da sagen wir als Kirche deutlich, dass es so nicht geht, dass solche Positionen mit dem christlichen Glauben nicht vereinbar sind.

Pro NRW stellt sich als Retter des christlichen Abendlandes dar. Was ist die Position der evangelischen Kirche dazu?
Wir distanzieren uns entschieden von dem Motto der Gruppierung „Abendland in Christenhand“. Ein Abendland, das sich gegen alles Unbekannte und Fremde abschottet und unsere muslimischen Nachbarn für alle sozialen Probleme in unserem Land verantwortlich macht, ist kein christliches. Im Gegenteil: Christen ist die Sorge für Fremde und für den Frieden aufgetragen.

Aber sollte man solche Parolen nicht einfach ignorieren? In Deutschland haben rechtsextreme Parteien doch kaum Erfolg!
Das stimmt. Aber wenn ich mir angucke, dass man in der Schweiz ein Thema wie die angebliche Bedrohung durch Minarette zu einem Thema von nationaler Bedeutung machen kann, dann zeigt das, dass wir wachsam sein müssen. Die Menschen haben Angst vor Überfremdung. Verbote und pauschale Verdächtigungen sind jedoch keine Lösung. Selbst wenn in Deutschland keine Menschen muslimischen Glaubens mehr leben würden, dürfte die Staatsverschuldung nicht geringer sein und wären die politischen, sozialen und finanziellen Probleme in unserer Gesellschaft nicht behoben. Was Not tut, ist nicht Abschottung, sondern Integration. Das gilt für beide Seiten.

Was haben wir in Lippe damit zu tun?
Die Partei kümmert sich in ihrem Landtagswahlkampf ganz gezielt um Russlanddeutsche, von denen viele in Lippe eine Heimat gefunden haben. Es gibt aber auch viele junge Russlanddeutsche, die sich nicht anerkannt fühlen und Schwierigkeiten haben, in dieser Gesellschaft anzukommen. Diesen Menschen möchte ich sagen, dass Islamfeindlichkeit nicht die Lösung ihrer Probleme ist. Pro NRW spielt eine Minderheit gegen die andere aus, das halte ich für geistige und soziale Brandstiftung.

Was kann Kirche gegen solche Parolen und Agitationen tun?
Wir bitten Gemeindeglieder, Pfarrerinnen und Pfarrer sowie die Mitarbeitenden unserer Kirchengemeinden, sich für ein friedliches Zusammenleben mit den Muslimen in unserer Nachbarschaft einzusetzen. Suchen Sie den Kontakt zu ihren muslimischen Nachbarn und helfen Sie, Vorurteile abzubauen!


Gemeinsames Wort

03.05.2010