Orientierung in der Informationsflut

Jugendbibeltag mit dem Motto „Ich glaube nur, was ich google“

„Großvater“ André Stitz ließ sich im Familien-Rollenspiel von den „Enkeln“ erklären, was mit „SchülerVZ“ gemeint ist.

Kreis Lippe/Schlangen. Rund 100 Jugendliche aus verschiedenen lippischen Kirchengemeinden trafen sich zum Jugendbibeltag der Lippischen Landeskirche im ev.-ref. Gemeindezentrum Schlangen am Samstag, 20. Februar. Landesjugendpfarrer Peter Schröder und der landeskirchliche Jugendbildungsreferent André Stitz hatten den Nachmittag unter das Motto gestellt „Ich glaube nur, was ich google.“

Das Motto sei angelehnt an den Alltagsspruch „Ich glaube nur, was ich sehe“, erklärte Peter Schröder. Die Bezugnahme auf die Web-Suchmaschine „Google“ schlage die Brücke zur bei Jugendlichen sehr beliebten Welt des Internets. Gerade weil die virtuelle Welt den jungen Leuten so überaus attraktiv erscheine, müsse man sich gemeinsam mit ihnen Gedanken machen über Chancen und Risiken der Internetnutzung. Suchmaschinen wie Google sortierten die Massen an Information nach Stichworten und präsentierten das, was sie aus dem „World Wide Web“ fischen, als neuesten Stand des Wissens. Doch diese Fakten, die zum Teil auch fragwürdig seien, trügen nur bedingt zur Orientierung und zur Lebensgestaltung bei, so der Landesjugendpfarrer. Er bat die Mädchen und Jungen, in den Workshops darüber nachzudenken, welche Art von Informationen Wikipedia, SchülerVZ usw. bereitstellten und welche Art von Orientierungshilfe der christliche Glaube anbiete.
In dem von Schröder geleiteten Workshop beschäftigten sich die Jugendlichen zum Beispiel mit der im 14. Kapitel des Matthäusevangeliums erzählten Geschichte „Jesus und Petrus gehen über das Wasser“. Mit dem PC „googelten“ sie nach Auslegungen dieser Geschichte und tauschten sich im Gespräch über die gefundenen Ergebnisse aus. Dabei wurde ihnen deutlich, dass der christliche Glaube Vertrauen und Hoffnung anbietet, also Werte und Lebenseinstellungen, die über das durch das Internet bereitgestellte Wissen hinausreichen. Zugleich erfuhren die Mädchen und Jungen, dass das Internet nicht unbedingt hilfreich ist, um einen Zugang zu Wundergeschichten zu finden.
Jugendbildungsreferent André Stitz leitete den Workshop „JugendbibeltagVZ“, in dem es um Nutzen und Gefahren sogenannter „sozialer Netzwerke“ wie „SchülerVZ“ und „Facebook“ ging.
In Familien-Rollenspielen diskutierten hier „kenntnisreiche Enkel“ mit „unwissenden Großeltern“ und „zweifelnden Eltern“ über erweiterte Kommunikationswege („Chats“) und deren Missbrauchsmöglichkeiten („Mobbing“).
Zuweilen geben Jugendliche im Internet Meinungen oder eigene Fotos preis, die sie im Nachhinein bereuen, aber nicht mehr aus dem World Wide Web entfernen können. Diese Gefahren thematisierte die von Philipp Schröder geleitete Film-Werkstatt „Online-Szenen“. In dem während des Jugendbibeltags gedrehten kleinen Film ging es um die unerwartete Wirkung von ins Internet eingestellten bzw. per Handy verbreiteten Fotos.
Alle Ergebnisse der insgesamt fünf Workshops flossen in Kurzform in den abschließenden Gottesdienst ein, der von einer Projektband aus Schlangen musikalisch begleitet wurde. Ein Fazit des Jugendbibeltags, das die Katechumenen und Konfirmanden nach gut sechs Stunden mit nach Hause nahmen: Die Internetnutzung eröffnet viele Chancen und Möglichkeiten, aber es gibt auch eine desorientierende Informationsflut und Falltüren in der virtuellen Welt.

22.02.2010