Steffensky und Grupo Sal

Konzertlesung in der Detmolder Stadthalle

Grupo Sal: ernste Texte und mitreißende Spielfreude

Kreis Lippe/Detmold. Auf großes Interesse ist am Freitagabend (13. März) die Lesung des Theologen Fulbert Steffensky in der Stadthalle Detmold gestoßen. Der in Hamburg lebende Religionspädagoge und Autor trat vor vollem Haus gemeinsam mit der Band Grupo Sal auf, die seine Ausführungen musikalisch begleitete, aber auch eigene Lieder spielte. Eingeladen hatten zu der Veranstaltung die Lippische Landeskirche, das Diakonische Werk, Pax Christi und der Eine-Welt-Laden Alavanyo.

Fulbert Steffensky wurde 1933 im Saarland geboren. Er war zunächst katholisch getauft, studierte Theologie und lebte dann einige Jahre als Benediktinermönch in einem Kloster. 1969 konvertierte er zum lutherischen Glauben und heiratete die bekannte Theologin Dorothee Sölle (1929 - 2003). Von 1975 bis 1998 war er als Professor für Religionspädagogik an der Universität Hamburg tätig. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher und Schriften. Der Titel seiner Konzertlesung lautete nun „Esperanza - Wurzeln der Hoffnung“. Damit wollte er die Zuhörer mit religionsphilosophischen Gedanken und Gedichten ermutigen, trotz der Ungerechtigkeiten in der Welt Zuversicht zu bewahren. Steffensky lieferte unter anderem eine kritische und nachdenkliche Betrachtung über das 7. Gebot „Du sollst nicht stehlen“, in der er das entbehrungsreiche Leben von Arbeiterinnen in Honduras beschrieb, die für geringen Lohn in Kleiderfabriken schuften müssten. Diese Ausbeutung sei der Grund dafür, „warum wir uns hierzulande so billige Jeans kaufen können“, so Fulbert Steffensky. „Himmelschreiende Sünden“ passierten dort, wo andere Menschen ausgenutzt würden.
Ein weiterer Teil der Lesung thematisierte die Frage nach der eigenen Herkunft. Darin betonte Steffensky, wie wichtig es sei, sich an die Vergangenheit zu erinnern und der Toten zu gedenken. Viele Menschen lebten heute nur ihre Individualität aus, ohne zu merken, dass ihre Wurzeln Teil ihrer Persönlichkeit sind. „Ohne Erinnerung sein, heißt kein Leben mehr haben“, betonte Steffensky. „Wer dagegen Tote und eine Herkunft hat, muss nicht an sich selbst verhungern.“
Zwei Gebärdendolmetscherinnen übersetzten die Texte für hörbehinderte Besucher. Die Band Grupo Sal, „die Stimme Lateinamerikas“, begleitete die Ausführungen des Theologen musikalisch, spielte aber auch eigene Songs, die sich um Probleme wie Armut, Gewalt und Anarchie in Süd- und Mittelamerika drehten. Die ernsten Texte standen im Kontrast zu den schnellen Rhythmen und der mitreißenden Spielfreude, die die sechs Musiker an den Tag legten. Während der Veranstaltung baten die Künstler um Geld für ein Ärzte-Projekt in Bolivien, mit dem die medizinische Versorgung im Anden-Staat verbessert werden soll.

16.03.2009