Landespfarrer Horst-Dieter Mellies, Kirchenrat Andreas-Christian Tübler, Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann und Kirchenrat Dr. Arno Schilberg (von links) konnten Prof. Dr. Rolf Wischnath (Mitte) zum Vortrag über Calvin in Stapelage begrüßen.

Große Resonanz

Calvin im Mittelpunkt des Kirchenältestentags

Kreis Lippe/Lage-Stapelage. Johannes Calvin stand im Mittelpunkt des Kirchenältestentags der Lippischen Landeskirche am Samstag, 7. März. Landespfarrer Horst-Dieter Mellies (Referat Jugend-, Frauen- und Bildungsarbeit) und Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann konnten rund 80 Kirchenälteste aus lippischen Kirchengemeinden im Tagungshaus Stapelage begrüßen.

In seiner Andacht ging Dr. Dutzmann auf die gängigen Meinungen über Johannes Calvin ein. Der Reformator wirke auf Bildern, die im Landeskirchenamt in Detmold hängen, humorlos. „Aber dass Calvin humorlos war, ist ein Klischee.“ So habe Calvin die Menschen in ihrer Überheblichkeit durchaus humorvoll mit umherspringenden Fröschen verglichen: „aber sie können nicht so weit springen, als dass sie Gott zu verletzen vermöchten. Sie wollen ihre Flügel ausbreiten, aber sie sind nur wie große Schnecken." Der Reformator habe dies in Bezug auf Psalm 119 gesagt – ein Lob der Gebote Gottes, die den Menschen die Orientierung weisen: „Du musst nicht ewig sein wie Gott, du kannst auch mal Pause machen, du musst nicht allmächtig sein wie Gott, du darfst auch Schnecke sein“, so Dutzmann mit einem Augenzwinkern: „Ich denke, der christliche Glaube und der Humor sind Geschwister, beide sagen uns, dass ich mich nicht selbst zum Maß aller Dinge machen soll.“
Prof. Dr. Rolf Wischnath (Universität Bielefeld) beleuchtete in seinem Vortrag „die Aktualität eines unbequemen Mannes“.
Viele hielten Calvin bis heute für ein Schreckgespenst, der die Gottesherrschaft wollte. Doch Calvin habe zwischen Kirche und Staat die Unterscheidung gesucht: „Die Kirche soll nicht den Platz der weltlichen Regierung einnehmen und die weltliche Regierung soll nicht in die geistlichen Bestimmungen der Kirchen hineinregieren.“
Die strengen „Kirchenzucht-„ und „Disziplinarmaßnahmen“ in Genf erschienen in einem anderen Licht, wenn man sich die elende soziale Lage in dieser alten, immer wieder überfüllten Flüchtlingsstadt vor Augen führe. Rolf Wischnath: „Durch den Zustrom von französischen Flüchtlingen war die Genfer Einwohnerzahl von 1535-1562 um das Doppelte, das heißt auf 22.000 angewachsen.“ Calvin, selbst Flüchtling im Schweizer Exil, versuchte gemeinsam mit dem Genfer Rat, die Spannungen einzudämmen. Zudem habe er sich für die Armen und Schwachen eingesetzt: „Er war ein Mensch, der sich immer wieder von der Bergpredigt angeleitet und angespornt fühlte.“ Darin habe Calvin seine stärkste Aktualität, dass er Jesus Christus in den Mittelpunkt stellte. Heute stehe nicht das Christus-Zeugnis im Anfang des Denkens, sondern der religiöse Mensch: „In dieser Situation auf Calvin hören, würde heißen, sich von ihm ermutigen zu lassen, es trotzdem anders zu machen: mit dem Anfang anzufangen – und der liegt für den christlichen Glauben unverrückt im Christuszeugnis des Neuen Testaments (2. Korinther 5,19a):“ Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selbst.“

09.03.2009