Superintendentin Claudia Ostarek und Dieter Stockmeyer (von rechts) sowie Ursula Stockmeyer (links) begrüßten zusammen mit anderen Friedenskreis-Mitgliedern die weißrussischen Gäste in der Versöhnungskirche.

Beitrag zur Verständigung

Weißrussische Veteranen in der Versöhnungskirche

Detmold. „Der Name Versöhnungskirche ist auch inhaltliches Programm: Friedensarbeit ist ein zentraler Bestandteil unserer Gemeindearbeit.“ Mit diesen Worten begrüßte Superintendentin Claudia Ostarek eine Gruppe weißrussischer Zeitzeugen des Zweiten Weltkriegs am Mittwoch, 3. September, in der Versöhnungskirche.

Die fünf Kriegsveteranen, zwei Begleiterinnen und eine Dolmetscherin sind momentan auf Einladung des Bündener Vereins „Heim-statt Tschernobyl“ in der Zigarrenstadt zu Gast und besuchten am Mittwoch Detmold sowie das ehemalige Kriegsgefangenen Stalag 326 in Stukenbrock.

Die Einladung nach Lippe hatten Ursula und Dieter Stockmeyer vom Friedenskreis der Versöhnungskirche ausgesprochen. Der Friedenskreis hat seit 1989 mehrfach Weißrussland bereist, daraufhin viele Erholungsaufenthalte für sogenannte „Tschernobylkinder“ in Detmold organisiert und unterhält enge Verbindungen zum Verein „Heim-statt Tschernobyl“.

Zentrales Anliegen des Vereins ist es, die Folgen der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl (1986) durch den Neubau von Lehmhäusern in unverstrahlten Gebieten Weißrusslands zu mildern und dadurch auch zur deutsch-weißrussischen Völkerverständigung beizutragen. Durch Spenden und Workcamps des Vereins sind bis heute 50 Häuser gebaut worden: „Daher erklärt sich unser Vereinsname: Heim-statt Tschernobyl“, erläuterte Hinrich Rüßmeyer, der die Veteranen von Bünde nach Detmold begleitet hatte.

Der Kontakt zu den weißrussischen Gästen ist im Zusammenhang mit dem Bau der Umsiedlungshäuser entstanden. Die Reise nach Deutschland wurde ermöglicht durch Mittel des Fonds „Erinnerung und Zukunft“, der aus dem Fonds für die Zwangsarbeiterentschädigung hervorgegangen ist und es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Auseinandersetzung mit nationalsozialistischem Unrecht wach zu halten und für Völkerverständigung einzutreten.

Alle Veteranen und die beiden Begleiterinnen haben entweder selbst unter dem Einmarsch deutscher Soldaten in Weißrussland gelitten oder stammen aus Familien, die Opfer zu beklagen haben. Ihre Dörfer wurden zerstört, Familienangehörige ermordet. Sie mussten aus der Heimat fliehen oder schlossen sich der Partisanenbewegung an, wie die heute 86-jährige Filipwa Anna Ignatjewsna, ältestes Mitglied der Besuchergruppe. Während ihres insgesamt zweiwöchigen Aufenthaltes in Deutschland werden die Besucher von ihren Erlebnissen während des Krieges in Schulen, in Gruppen und auf  Foren berichten. Sie werden aber auch über die Folgen des Krieges in Deutschland informiert.

08.09.2008