Wert und Kosten moderner Kirchen

Ausstellung „Schätze! Kirchen des 20. Jahrhunderts“ ab 9. Juli in Detmold

„Wie sollen wir heute mit solchen Gebäuden umgehen?“ fragen sich Pfarrer Burkhard Krebber und Kirchenälteste Bärbel Droste angesichts des 40jährigen Bestehens der Friedenskirche in Remmighausen und erhoffen sich Impulse von der „Schätze!“-Ausstellung.

Detmold. Im 20. Jahrhundert sind Kirchen aller Konfessionen so zahlreich wie niemals zuvor gebaut worden. Kirchengemeinden stellen sich in Anbetracht rückläufiger Einnahmen immer häufiger die Frage, wie viele Kirchengebäude sie sich noch leisten können. Die Wanderausstellung „Schätze! Kirchen des 20. Jahrhunderts“ zeigt an ausgesuchten Beispielen verschiedene Wege, wie Kirchen erhalten, genutzt oder umgenutzt werden. Vom 10. Juli bis 30. August ist die Ausstellung in der Erlöserkirche am Detmolder Marktplatz zu sehen.

Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann und Prof. Dr. Thomas Erne, Leiter des EKD-Instituts für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart (Marburg), werden die Ausstellung am Mittwoch, 9. Juli, um 18 Uhr in der Erlöserkirche eröffnen.
Lokaler Aussteller ist die ev.-ref. Kirchengemeinde Detmold-Ost. Die Ausstellung „Schätze!“ zeigt auf großformatigen Tafeln, unterstützt durch Hör- und Filmstationen, beispielhaft Potenziale und Nutzungsmöglichkeiten der Kirchen des 20. Jahrhunderts. Zusammengestellt wurde die Ausstellung von der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst (München) in Verbindung mit dem EKD-Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart (Marburg) und dem Deutschen Liturgischen Institut (Trier).
Der Kirchenvorstand der Gemeinde Detmold-Ost will mit der Ausstellung und einem Begleitprogramm den Wert der Kirchenarchitektur des 20. Jahrhunderts ebenso wie die Kosten des Gebäudeunterhalts ins Bewusstsein einer größtmöglichen Öffentlichkeit heben. Pfarrer Burkhard Krebber: „Die dargestellten Kirchen stehen in keiner direkten Verbindung zu Lippe oder gar Detmold. Gleichwohl ist die Beschäftigung mit diesem Thema von weitreichender Bedeutung.“ Denn auch für Detmold und Lippe gelte, dass hier im 20. Jahrhundert namhafte Architekten gewirkt hätten, von deren Bedeutung man relativ wenig wisse. Der Kirchbau im 20. Jahrhundert in Detmold weise eine große Spannbreite von Formen und Stilen auf: von der neugotischen Christuskirche (1908) über die sehr prägnante Dreifaltigkeitskirche (1961) bis zur funktionalen Friedenskirche (1968) in Remmighausen, um nur einige Beispiele zu nennen.
(Am 19. Juli besteht die Gelegenheit, an einer Rundfahrt durch Detmolder Kirchen des 20. Jahrhunderts teilzunehmen, unter der Anleitung von Dipl. Theol. Matthias Ludwig, Marburg. Weitere Informationen und Anmeldung im Gemeindebüro, Tel.:05231/938830.)
Alle Kirchenvorstände ständen vor der Frage, wie man angemessen mit diesem Erbe umgehe und in welchem Verhältnis Unterhalts- und Sanierungskosten zur tatsächlichen Nutzung stehen. Pfarrer Krebber erwartet von der Ausstellung Denkanstöße, ob zusätzliche Nutzungen vertretbar sind, die nicht dem Gottesdienst oder dem Gemeindeaufbau dienen: „Kirchengemeinden sollten sich nicht nur von Haushaltszahlen eine Kirchenumnutzung diktieren lassen, sondern vorher möglichst viele Alternativen ausloten.“
Konkreter Anlass, die Ausstellung nach Detmold zu holen, ist das Jubiläum der Friedenskirche in Remmighausen, deren 40jähriges Bestehen die Kirchengemeinde Detmold-Ost am 31. August feiern wird. Die Friedenskirche ist ein typisches Beispiel einer „Multifunktionsarchitektur“ aus den 1960er Jahren mit Beton als prägendem Baustoff. „Wie sollen wir heute mit solchen Gebäuden umgehen?“ fragen sich Burkhard Krebber sowie die Kirchenältesten Bärbel Droste und Roland Barmeyer und erhoffen sich Antworten von der „Schätze!“-Ausstellung. Die Kosten für Energie, Reinigung und Erhalt der Friedenskirche seien abzuwägen gegenüber den Chancen, die der Kirchraum biete. Barmeyer: „Die Friedenskirche bietet Möglichkeiten für Gottesdienst- und Andachtsformen, die in einer historischen Stadtkirche kaum zu verwirklichen sind.“
Zur Ausstellungseröffnung am 9. Juli wird Prof. Erne vom Marburger Kirchbau-Institut über „Die Zukunft der Kirchen und die Zukunft ihrer Gebäude“ sprechen. Nach der Eröffnung ist die Ausstellung „Schätze! Kirchen des 20. Jahrhunderts“ in der Erlöserkirche bis 30. August täglich vormittags und nach Absprache auch zu anderen Zeiten geöffnet (Tel. 05231/ 938830).

27.06.2008