Prof. Dr. Frank Crüsemann von der Kirchlichen Hochschule Bethel sprach auf der Pfarrkonferenz der Lippischen Landeskirche.

Der Umgang mit Fremden

Pfarrkonferenz der Lippischen Landeskirche zum Jahresthema „Fremde.Heimat.Lippe.“

Kreis Lippe. Das Jahresthema „Fremde.Heimat.Lippe.“ stand im Mittelpunkt der Pfarrkonferenz der Lippischen Landeskirche am Mittwoch, 07. Mai, im Tagungshaus Stapelage. Dabei ging es in Arbeitsgruppen, Vortrag und Diskussion um Fragen zum Kirchenasyl, zur Integration von Menschen in Kirchengemeinden oder auch um Fragen zum Umgang mit anderen Religionen.

In ihrer Andacht zum Auftakt machten die beiden Pfarrer Peter Thimm (Beauftragter für Aussiedlerarbeit) und Dieter Bökemeier (Beauftragter für Flüchtlingsarbeit) die Bedeutung des Umgangs mit Fremden in biblischen Texten deutlich. Hier stünden ihnen Schutzrechte nicht nur zu, wenn sie sich integrieren und hebräisch lernen: „Die Fremdlinge erfahren in der Bibel gerade in ihrer Andersartigkeit Akzeptanz und Schutz“, stellt Dieter Bökemeier fest. Übertragen heiße das, „dass die Fremden – wie sie sind – in Lippe Heimat finden: Fremde.Heimat.Lippe.“  Bökemeier und Thimm erzählten von Beispielen aus ihrer Arbeit, von Menschen, die eine neue Heimat in Lippe gefunden haben, von Menschen, die im Status einer Duldung leben, von Flüchtlingen im Asylverfahren.

Sie verknüpften diese Erfahrungen mit Bibelworten, zum Beispiel mit 3. Mose 19,33f.: „Wenn ein Fremdling bei euch wohnt in eurem Lande, den sollt ihr nicht bedrücken. Er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer.“ In 3. Mose 24,22 werde dies gesetzlich umgesetzt: „Es soll ein und dasselbe Recht unter euch sein für den Fremdling wie für den Einheimischen.“

Eine zentrale Aussage, die auch Prof. Dr. Frank Crüsemann (Kirchliche Hochschule Bethel) in seinem Vortrag „Gott als Fremder. Zur Theologie der biblischen Fremdentexte“ und der anschließenden Diskussion aufgriff. Er führte Bibelstellen an, in denen Gott als Fremder begegnet – so wie es Abraham erlebt, als ihm drei Männer die Segensverheißung bringen (1. Mose 18) oder auch Jakob, der nachts auf einem Feld von einem Mann niedergerungen und schließlich gesegnet wird (1. Mose 32,23 f.). Frank Crüsemann: „Dass in jedem Fremden Gott begegnen kann, durchzieht das Alte und das Neue Testament.“ Auffällig sei, dass in den biblischen Texten zwar der Umgang mit Fremden, aber nirgends die unterschiedlichen Religionen thematisiert würden. Entscheidend sei allein das Verhalten gegenüber Fremden: „Menschen repräsentieren Gott, unabhängig von ihrer Religion.“

Vor diesem Hintergrund warb Crüsemann vor den lippischen Theologen für ein Miteinander im Umgang mit anderen Religionen, insbesondere Judentum und Islam. Beim Thema Integration gebe es derzeit eine Zuspitzung auf die Religion, zum Beispiel, wenn es um den Bau von Moscheen gehe. Eine Chance bestehe aber darin, auf der sicheren Basis des eigenen Glaubens aufeinander zuzugehen. Crüsemann: „Denn Weltfrieden ist nicht möglich ohne Religionsfrieden.“

10.05.2008